Heimladestationen fördern statt überregulieren
Die zentrale Bedeutung der Heimladestation wurde noch immer nicht erkannt. In der politischen Diskussion wurden die sogenannten Wallboxen als «Luxus» bezeichnet. Laden sei problemlos auch an der Haushaltssteckdose möglich. Anstatt in den dringend benötigten Ausbau des Heimladenetzes zu investieren, will der Ständerat der vorgesehenen Unterstützung den Saft abdrehen. Der Nationalrat hat in der kommenden Session die Möglichkeit, diesen Fehler zu korrigieren.
Rund 80% der Ladungen von Elektroautos finden privat statt. Die Heimladestation ist Dreh- und Angelpunkt der Mobilitäts- und Energiewende. Sie gewähren die nötige Sicherheit. Haushaltssteckdosen sind auf den Hausgebrauch und ähnliche Anwendungen ausgelegt und nur für kurze Zeiträume mit dem maximalen Bemessungsstrom belastbar. Wallboxen überwachen hingegen mit Sensoren den Ladevorgang und unterbrechen ihn, wenn die Temperatur zu hoch wird. Darüber hinaus verfügen zertifizierte Ladestationen über Fehlerschutzschalter, welche den Stromkreis im Falle eines Fehlers unterbrechen. Aus diesen Gründen wird weltweit die Verwendung von Wallboxen empfohlen.
Soweit zum sicherheitstechnischen Aspekt. Die Wallbox hat noch andere Vorteile. Zur optimalen Netzentlastung werden Ladevorgänge gesteuert. Dies ist nur über intelligente Ladesysteme möglich, welche logischerweise eine Wallbox beinhalten. Auch die sinnvolle Verwendung von Solarstrom über die gebäudeeigene PV-Anlage lässt sich mit der Haushaltsteckdose nicht vollziehen. Im soeben verabschiedeten Mantelerlass wurde berücksichtig, dass Elektroautos als Speicher zukünftig eine zentrale Rolle spielen können. Für die Nutzung dieser Potentiale (gemäss einer ETH-Studie Erhöhung der Versorgungssicherheit, Reduktion der Systemkosten von bis zu 6.5mrd CHF, bis zu 70% bessere Nutzung von Solarstrom und Optimierung der Marktpreisunterschiede) sind heimische Ladestationen unumgänglich.
Es spricht für die Ironie der Schweizer Politik und Gesetzgebung, dass derzeit eine Vernehmlassung zur Revision der Messmittelverordnung stattfindet. Der Bund will einerseits die Stromabgabe über Ladestationen genaustens regulieren, während im Ständerat die Verwendung der Haushaltssteckdose propagiert wird.
Es geht derzeit darum, den Grundstein für den Ausstieg aus den fossilen Treibstoffen zu legen. Die Autobranche hat den ihr gestellten Auftrag längst erkannt und stellt auf die Elektromobilität um. Es liegt auf der Hand, dass nun mit Hochdruck der Ausbau des privaten Ladenetzes vorangetrieben werden sollte. Der Bundesrat hat dafür einen jährlichen Zustupf von 30mio CHF vorgesehen. Dafür wäre nicht eine neue Abgabe nötig, der Beitrag zum Ausbau liesse sich aus dem mit derzeit 3.8mia CHF gefüllten Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) finanzieren. Der TCS schätzt den benötigten Bundesbeitrag nur für Basisladeinfrastrukturen in Mehrparteiengebäude hingegen auf 90mio CHF. Angesicht der schwierigen Ausgangslage durch den hohen Mieteranteil, den Rückstand bei der Erreichung der Emissionsziele im Personenverkehr und der vorhandenen Finanzierungsquelle eine gerechtfertigte Investition. Der Nationalrat hat nun die Möglichkeit, die Fehleinschätzung des Ständerates zu korrigieren.
Krispin Romang, Geschäftsführer Swiss eMobility